Mittwoch, 16. September 2015

Das Ratschenkastendilemma.

Desöfteren Fragen mich Personen, die mal in meinen "Bastelkeller" schauen durften welches Werkzeug sie kaufen sollen, was man braucht und was nicht. Selbstverständlich sollte es auch Perfekt sein und Supergünstig.
In Foren taucht diese Frage gefühlte 50x am Tag auf. Daher möchte ich das anhand des vermutlich gebräuchlichsten Autowerkzeuges ein für alle mal Klären.

Denn die ebenso häufige Antwort: "Wenn Du nicht weist, ob Du's brauchst, dann Brauchst Du's nicht"
und die nachfolgenden Kriege darum, welcher unbezahlbare Premiumhersteller denn das Quäntchen besser ist, sind wenig Zielführend.

Einmal, weil bei Werkzeug ja noch Murphy etwas mitredet: "Unbedingt braucht man exakt das, was man nicht hat" und zum Anderen, wenn die Leute die Kohle für das beste Werkzeug hätten, könnten sie es auch gleich machen lassen.

Daher ist die Ultimative alles Abschließende und beste Antwort nach dem Werkzeug, was man unbedingt benötigt, welches Perfekt und Bezahlbar ist: Das was zu Dir am besten passt!

Wie bitte? Das beisst sich in den Schwanz? - für den Anfänger mitnichten, aber alle anderen Antworten sind schlicht noch viel falscher.

Ich möchte das anhand des Ratschenkastendilemmas mal praktisch erklären. Denn da tritt es mit am Deutlichsten zutage. Sucht man den Perfekten Ratschenkasten, so muss man scheitern, denn den gab es nie, den gibt es nicht und kann es auch nie geben.

Daher habe ich inzwischen 11 Setkästen im Privatbestand -siehe Bild + einen 1/2" Hazet, einen 1/4"Carolus und einen Innensechskant-Gedore auf der Arbeit, während unser Schlosser einen Proxxon mit Knüppelratsche führt und mein Monteur einen Stahlwille.

Nebst diversen Drehmoment- und Druckluftwerkzeugen.

Selbst wenn ich entscheiden müsste welcher der Beste oder welche die besseren davon sind, lautet die Antwort: Keiner!

Alle haben ihre Vor- und Nachteile.
Und: Kaum fange ich mit dem Explorerschrauben an stoße ich schon wieder an Grenzen, die einen Zukauf erfordern. 1. Tat: Kardanwellen abschrauben - oh, die haben da ja Doppelsechskantschrauben verwendet... (Ich hab aber natürlich die stabileren Sechskantnüsse.)

Ich kann also maximal sagen, welche ich fürs Autoschrauben ganz interessant finde.









Ich fange mal mit den Exoten an, später wird klar, warum.


Die ganz großen, 1" und 3/4" Kästen:


Wenn man mal wirklich viel Kraft aufbringen muss, dann sind diese Größen durchaus interessant. Aber als Kasten höchstens für LKW-Schrauber oder Vielschrauber lohnenswert. Selbst an großen Autos und Bussen finden sich entsprechend große Schrauben maximal an den Antriebsachsen. Dafür kann so ein Trum durchaus nützlich sein, aber man kann sich gut auf eine Nuss und einen T-Griff beschränken. Carolus (günstige Marke von Gedore) hat auch günstige Kästen um 170€, aber damit selbst so ein Kasten Lohnenswert wird, sollte vor einem schon ein Hummer H1 oder größer Parken. Sollte ich wirklich nochmal auf eine unlösbare Schraubverbindung stossen, wäre das eine Option, bisher gings gut ohne.

Die ganz kleinen, Bitratschen:


 Da habe ich inzwischen 2 Bahco (eher bekannt durch Sägen)  Kästen. Ein Arbeitskollege einen Wera, aber der gefällt mir weniger, denn die Ratsche ist größer und kann nicht mittels eines 8er Inbusschlüssels verlängert werden. So Vergewaltige ich nämlich seit längerem die eine auf der Arbeit. Bisher sind weder der Bahco noch der Wera kaputt zu kriegen. Nachteil bei Bahco ist der sehr spartanisch befüllte Plastikkasten. Da fehlen mir Nüsse und Verlängerungen. Aber so oft, wie mir dieser Winzling den A... rettet sind die 22€ dafür trotzdem sehr gut angelegt. Ergänzt einen vorhandenen 1/4" Kasten mit etwas größer ausgefallener Ratsche jedenfalls perfekt und ist auch solo prima. Entsprechendes gibts inzwischen von mehr Herstellern, aber die wären auch nicht lohnenswert preisgünstiger, wozu also experimentieren. Ich halte so ein Kästchen für einen Musskauf fürs Autoschrauben. Gerade wenns eng zugeht.





Die Spezialisten, Durchstecker:



Ich kann was, was andere nicht können.

Gibts u.a. von Gedore, Bahco, Proxxon, Würth, Facom,... Relativ neu am Markt. Im Grunde eine prima Idee, Die Ratschennusskombi wird extrem niedrig und es ist egal, wie weit ein Gewinde aus einer Mutter schaut.
Leider sind sie ab und an auch zu niedrig, so dass man nicht an verstecktere Schrauben kommt. Und größere Verlängerungen, Kardane u.ä. kann es konstruktionsbedingt nicht geben.





Desweiteren sind Nachkaufteile und ausgefallene Nussgrössen oft nicht verfügbar, außerdem kocht fast jeder Hersteller sein eigenes Süppchen.

Daher könnte man diese Kästen eigentlich als Spezialwerkzeug abtun. Kann ich aber nicht, weil einer sich derzeit zu meinem Meistgenutzten mausert!





Ratschengrössen im Vergleich. 1/2"; Proxxon 1/2" Durchsteck; Bahco Durchsteck (mit Gelenk! damit sind auch normale etwas grösser), 3/8"; 1/4"

















Grössenunterschied Proxxon vs. Bahco



Proxxon geht da insofern einen Sonderweg, weil die 2 Verschiedene Größen anbieten. Einen als 1/4" deklarierten und einen als 1/2". (was imo ziemlich irreführend ist)

Um das zu rechtfertigen muss der größere Kasten natürlich in der Nussgrösse  (geht bis 27mm) über die Konkurrenz hinausgehen. Folglich brauchts auch ein größeres Durchgangsloch für das passende M18 Gewinde.
Andere Firmen bieten "nur" 10-22(24)mm Nussgrößen an und kommen somit mit einem M16 Loch aus.

Daher hat der Proxxon im Antrieb die recht ungewöhnliche Schlüsselweite 23mm, während die Konkurrenz auf 19mm oder Sonderprofile setzt. Wer also den Proxxon als Ergänzung haben mag, sollte im Normalen Kasten über 23er Nüsse verfügen, ansonsten kann man nicht verlängern.
Aber immerhin. Denn Sonderprofile lassen sich gar nicht verlängern, weswegen ich da "Finger weg" sagen würde.

Diesbezüglich besser sind die Gedore und Bahco, den 19er Sechskantantrieb kann man immer verlängern. 19mm ist überaus gebräuchlich, selbst mit einem Zölligen US-Kasten geht das immer. Problem bei Gedore ist neben dem exorbitanten Preis leider die dürftige Ausstattung ganz ohne Verlängerung. Der Bahco S140 hat zwar eine, dafür aber sogar noch eine Nuss Weniger (18mm) Wo dann auch der relativ günstige Preis nichts dran ändert, dass ALLE Durchsteckratschenkästen eigentlich nur eine Randnotiz wert wären.



Wären, - wenn es da nicht eine Ausnahmeerscheinung geben würde: Den Bahco S530T. 53 Teile, 125€ Da konnte ich nicht widerstehen. Qualität ist der Hammer, Alleine schon vom Finish und wie durchdacht das ganze ist. Ich habe den relativ neu (sieht man wohl auch) daher stehen Langzeiterfahrungen noch aus. Aber hier zeigt ein Hersteller endlich mal eine zukunftsfähige Version. Die nicht nur eine 3/8" Ratschenkiste halbwegs ersetzen kann (Völlig, wenn es Verlängerungen gäbe) sondern auch gleichzeitig den Ringratschenschlüsselsatz in Sechskant und Torx.

Die normalen Stecknüsse sind aufgrund des besonderen Profils im Außendurchmesser minimal (nicht störend) dicker als normale 6 bzw. 12Kantnüsse, dafür nehmen sie ausser Sechskant und Doppelsechskantschrauben auch gleich noch manche Aussentorx und Vierkantmuttern auf.
 Daneben gibts normal profilierte flache einsätze die komplett in der Ratschenöffnung sitzen.

Als Einsatz gibt es alle Antriebe 1/4", 3/8", 1/2", normale 1/4" Sechskantbits und große 5/16" Sechskantbits







Der Ratschenschalter (2 Stellungen) der recht feinverzahnten Ratsche ist so konzipiert, dass er nicht selbsttätig umschalten kann. Das funktioniert super und ist trotzdem sehr leicht zu bedienen. Und der Gelenkkopf rastet alle 15° gut ein. Man bricht sich also keine Finger. Extrem gute Ergonomie und Griffigkeit.

Mit Bitadapter verdammt niedrige Bauhöhe
Und unglaublich aber wahr: es ist der erste Irgendwassatz neben dem speziellen Gedore 1/2" Inbusnusskasten, der einen 7er Inbus vorweisen kann (das ist immerhin eine Normgröße für Flachkopfschrauben! )



Dieser Riesendeckel enthält nichts als Luft. Es würde Aber problemlos noch ein Komplettkasten reinpassen.


Anyway, als alleinstehender Kasten funktioniert er leider nicht mangels Verlängerung und Kardan.

Daher kommen wir jetzt zu den Standartkästen:

 

Der normale, 1/2" Kasten:

Mein Sammeltrümmerhaufen.
Um einen 1/2" Kasten kommt man selbst dann nicht drumherum, wenn man nur an Kleinstwagen schraubt. Denn selbst die haben schonmal eine größere festsitzende Schraube.

Ausserdem ist in dieser Größe das Zubehörangebot am Umfangreichsten. Einen Innenvielzahnsatz suche ich zwar noch, aber ansonsten gibt es ziemlich alles.


Das ist also der Kasten, wenn man mal Gewalt ausüben möchte. Daher ist eine Feinverzahnte Knarre hier genauso Luxus, wie viel Sonderzubehör. Robust und Komplett ist hier gefragt. (29 und 31er Nüsse wird man allerdings nie finden)
Es gibt hier von allen Premiumherstellern tolle Angebote. Gedore hat bspw. einen 28 Teiligen von 10-36 (bis auf die 25mm Nuss). Hazet geht mit seinem 25 Teiligen von 10-32 (Ebenfalls ohne 25er Nuss) Und Stahlwille gibts von 10-34 sogar völlig durchgängig.
Blöd: so bei ca. 240€ gehts los...

Ich hab wie man sieht einen alten Proxxon Kasten, allerdings sind die Nusslücken nachträglich geschlossen, so dass alles von 8-32mm vorhanden ist. Die Ratsche hats zerrissen, da weilt jetzt eine Gedore, Den T-Griffnüppel hats ebenso zerlegt wie einen nachgekauften, daher sind da 2 Gedore T-Griffe drin, außerdem sind noch weitere Verlängerungen, Sondernüsse und Adapter zugekauft worden. Im Endeffekt hat der mich exorbitant viel Geld gekostet, da wäre die direkte Investition in einen Premiumkasten vermutlich auch nicht viel Teurer gewesen.

Der Aktuelle Proxxon 1/2" scheint auf den ersten Blick mit um 60 € zwar ein Schnapper zu sein, aber wenn man die ganzen Lücken in der Nussreihe mitbedenkt, den nicht Belastbaren T-Griff, der auch noch gleich eine Verlängerung belegt und die inzwischen noch schlechter Gewordenen Ratschen, dann ist das Schnäppchen auf längere Sicht sehr Teuer.

Ein echtes Schnäppchen ist hingegen der S400 von Bahco. Nüsse absolut Komplett von 10-32. Außerdem gibts gleich noch einen Satz Ringmaulschlüssel zum Gegenhalten mit dazu. Und das für um 100€!
Selbst wenn da mal irgendwas versagt und ersetzt werden muss ist der Kasten immer noch ein Schnapp.

Eine Alternative wäre der Heyco Heytec 28 Teilig. Dem fehlen zwar auch 3 Nüsse für die Komplettreihe, dafür hat er aber einige Langnüsse extra und er ist noch etwas günstiger als der Bahco. Es gibt auch noch einen 38 Teiligen, aber die Zusätzlichen Innensechskant (ohne den 7er) und Innentorxnüsse sind imo selten lohnenswert, da kauft man lieber nen komplettsatz Nüsse nach..

Ansonsten ist für Zollschrauben auch der Bahco S87+7 noch ansehenswert.

Jedenfalls für den intensiven Privatgebrauch. Bei Täglicher industrieller Benutzung bieten die Premiumhersteller da durchaus noch etwas Mehrwert in der Standzeit, im Hausgebrauch wird man das aber nicht merken.


Der kleine, 1/4" Kasten:


Oft wird gerade für den Anfang eine 1/4" + 1/2" Kombikiste empfohlen. Davon halte ich nichts. Einmal finde ich es blöd, für kleinere Arbeiten das Riesentrum mitzuschleppen. Dann ist ein 1/2" was fürs Grobe und wird entsprechend dreckig, während Dreck bei einem 1/4" sehr störend ist, da der seine Domäne eher im Innenraum hat. Desweiteren sind bei diesen Kombikisten immer die gleichen Teile drin - in groß und klein. Und während im Großen eine Grobverzahnte Ratsche durchaus positiv sein kann, so ist die in klein normal eher nervig. Außerdem sind bei diesen Kombikisten oft mehr Lücken vorhanden im Vergleich zu Einzelkästen, während sie nicht nennenswert billiger sind.

Entsprechend fällt meine Betrachtung für den 1/4" Kasten auch völlig anders aus, da sollte man auf andere Dinge achten. (Hier kommt man nämlich auch mit einem Billigkasten recht weit, im Gegensatz zu den 1/2" Versionen.) 

Erstmal, weil die meisten 1/4" Kästen im Gegensatz zu den größeren 1/2" und 3/8" Nusstechnisch relativ Komplett sind (einige Kästen gehen bis 14mm, normal sind bis 13mm. Wobei man beachten sollte, dass a) 14mm früher die Normgröße für M8 war b) viele Autos recht viele 14mm Schrauben haben, insbesondere Japanische Hersteller), zum anderen, weil die eher selten an Überlastung sterben.

Fangen wir also mit der Ratsche an: eine Grobverzahnte kann man eigentlich nur gebrauchen, wenn man wirklich nur festgerostete Schrauben lösen will. Normal hat eine Feinverzahnte nur Vorteile, insbesondere der geringere Platzbedarf beim Schrauben. Weswegen kürzere Ratschen meist auch vorteilhafter sind.

Wer Einstellarbeiten vornehmen möchte (Meist wird man für Einstellarbeiten aber den T-Griff oder Schraubendreher bevorzugen), sollte auf eine Umschaltung mittels Hebel oder, wie bei meiner, Druckknopf bestehen. Jedesmal einen Drehschalter bedienen ist sehr Zeitaufwendig. Ein oder mehrere zusätzliche Antriebe sind also durchaus nichts unsinniges.

Als nächster Punkt sind Langnüsse recht nett, denn in diesen Größen hat man desöfteren auch mal mit Vorstehenden Gewinden zu tun.

So gesehen wäre der BahcoSL25L eigentlich ein Prima Kasten, aber fehlende Verlängerungen und Kardan werten den enorm ab.
(Dazu gab es auch noch den Kleineren Bruder SL25, dem obendrein der Satz Langnüsse fehlt.)
Wenn man gerne verriegelbare Verlängerungen hat können beide Kästen aber aufgrund der Kurzen Ratsche Lohnenswert sein. Sollten einfache Verlängerungen Reichen oder sollte man aber eh schon einen Bitratschenkasten haben, dann eher wohl nicht.

Dann wird zum einen der Proxxon Kasten interessant, egal, ob der mit der einfachen oder der mit der Knüppelratsche. Letzterer ist noch besser Ausgestattet (insbesondere die 3 Innentorx und 4 Langnüsse), aber auch entsprechend teurer. Insgesamt sind beide aber recht günstig.
Sollte man die Ratsche killen, kauft man eben eine gute nach und ist immer noch relativ günstig unterwegs. Wobei die Knüppelratsche imo etwas Haltbarer und weitaus praktischer ist. Meine einfache lebt aber auch noch, die liegt nur - weil eben unpraktisch - im Werkstattwagen auf der Arbeit mit einer abgeschliffenen Spezialnuss.

Eine bessere aber immer noch sehr günstige Alternative zu dem Proxxon Kasten mit Knüppelratsche sind die Carolus Slim Sixty in 35 und 51 Teilig (die einfachen Carolus Ratschen sind sehr grob verzahnt, die Slim Sixty feinverzahnt)

Qualitativ sind die Carolus garantiert besser, dafür sind sie leider leicht teurer und die Bestückung ist auch leicht anders. Schön an den Carolus finde ich den Bitschraubendreher und die Verwendung von normalen Bits, welche man natürlich auch anderweitig einsetzen kann, während Proxxon Bitnüsse hat, die im Nachkauf teuer sind. Außerdem gehen die Carolus im Gegensatz zu den Proxxon und Bahco bis 14mm

Beachtenswert ist noch, dass gerade in vielen Premiumkästen extrem grob verzahnte Ratschen sind, weswegen ich die dann nicht empfehlen kann.

Wie man erkennen kann, hab ich da eher ein olles Teilesammelsurium aus dem ich mir immer nur das benötigte rauspicke und in die Hosentasche stecke. Das ist normal ein Ladestreifen Nüsse, eine Verlängerung und die Ratsche (welche noch aus Zeiten Stammt, als Proxxon noch richtig gut war)
Daher bleibt die Kiste fast immer im Haus.
Die 1/4" Aussentorx (in dem 1/4" + 1/2" Torxkasten) habe ich bisher auch erst ein einziges mal gebraucht - zum Stehbolzenausdrehen  - den E7. So was sollte man also erst bei Bedarf zukaufen, oder die 3/8" Beschreibung beachten.


Das Stiefmütterchen, der 3/8" Kasten:


Bestimmt 90% der gesamten Schrauberei spielen sich zwischen 8 und 19mm Schraubengrößen ab. Eigentlich käme man also Prima mit einem 3/8" Kasten hin.

Daher verwundert es ziemlich, dass das der seltenste der Standartkästen ist. Und noch mehr, dass da das eingeschränkteste Angebot herrscht.

Denn wenn man meinen betrachtet, ist er, obwohl einiges Jünger als der 1/2" , doch genauso abgeranzt inzwischen. Was am überaus häufigen Einsatz liegt.
Für mich ist das nämlich kein verkleinerter 1/4"+1/2" Satz, sondern eine hervorragende Allroundwaffe. Natürlich hat der 1/2" Vorteile bei der Stabilität und der 1/4" bei der Kompaktheit.
Aber das braucht man eher selten, 75% der Autoschrauberei lassen sich prima mit dieser Größe erledigen. Er ist meist kompakt und kräftig genug. Obendrein sehr Transportabel.



Meine Antwort auf die oft Gestellte Frage, ob man lieber die 1/4" + 1/2" Kombination kaufen sollte, ODER einen 3/8" lautet: "nicht ODER, sondern UND!"

Ärgerlicherweise habe ich nur einen einzigen interessanten Kasten gefunden: den Carolus Slim Sixty 40 Tlg. und der ist auch noch kein Superschnäppchen mit über 90€
Aber andere Fangen erst mit 8 oder gar 10mm an und enden schon bei 22mm. Ein brauchbar umfangreicher Torxsatz (innen und aussen) und 3 Zündkerzennüsse sowie 3 Verlängerungen können neben der ordentlichen Ratsche den Preis auch gut rechtfertigen.

Lediglich jemanden, der viel mit Torx arbeitet, könnte der 26Tlg. Carolus Slim Sixty noch mehr überzeugen. In Kombination mit einem Günstigen Proxxon 3/8" Kasten und den fehlenden Nüssen (9 und 20er Nuss fehlen) ist das zwar noch etwas Teurer aber dann auch umfangreicher. Das wäre vermutlich meine Kombi, wenn ich nicht schon den Bahco Durchsteckkasten hätte.
 Auf jeden Fall wäre das ein Perfekter Torxsatz, weit besser als die wenigen Nüsse, die man ansonsten in die Kästen mit rein packt, Praktischer als mein MB-Peddinghaus Torxkasten in 2 Größen, der seinerseits schon besser ist als mein Gedore Aussentorxkasten, der ganz oben auf dem Gesamtbild zu sehen ist. Wobei der Gedore der mit Abstand teuerste ist und der Peddinghaus auch nicht viel Günstiger als der Slim Sixty Torxkasten (und letzterer eben gleich mit Ratsche und Zubehör kommt statt nur Nüsse).

Da hiermit die Frage nach der Kastengröße und Ausführung schon unbeantwortbar ist, setzten wir dem noch die Krone auf:



Sonderratschen:


Zu Sonderratschen greift man bei sehr beengten Platzverhältnissen. Dazu zähle ich einmal die Abwinkelbaren wie im Bahco Durchsteckkasten, eine Bauform die man noch relativ häufig antrifft und sicher auch keiner größeren Erklärung bedarf. Andere Bauweisen würde ich dagegen gerne kurz vorstellen.

Eine sehr Kurze Ratsche in allen Größen baut Holex. Nettes Teil, aber dass man sie Umstecken muss statt sie umschalten zu können fand ich etwas störend. Ich habe mir daher einen Satz extrakurze abgewinkelte Ratschenringschlüssel und passende Adapter in 1/4", 3/8" und 1/2" gekauft. Die sind ähnlich kurz, dazu sehr schlank und können natürlich auch so wie gedacht eingesetzt werden, statt als Nussantrieb. Leider nicht ganz günstig...
Eine Drehgriffratsche. Gibts von Facom in gut, von Stanley und vermutlich baugleich von Proxxon in "mal abwarten wie lange sie hält". Heissen Rotator( Facom, Stanley), oder Rotary (Proxxon)
Clou bei den Teilen: Wenn man am Kunstoffgriff dreht dreht sich der Kopf. Quasi ein Winkelgetriebe wobei egal ist, wohin man den Griff dreht, der Kopf dreht immer in die Eingestellte Richtung. Die eigentliche Ratsche muss dabei gar nicht bewegt werden.
Kann aber, Funktioniert auch wie eine Normale Ratsche.
Ich hab mich für die Proxxon entschieden, weil die im Gegensatz zur Facom einen Vierkant hinten am Griff hat, wo man einen weiteren Antrieb einstecken kann. Weiterer Vorteil: wenn man eine normale Ratsche aus Platzmangel immer nur 1-3 Zähnchen weiterdrehen kann, machen diese Geräte unheimlich Geschwindigkeit - insbesondere wenn man hinten einen Akkuschrauber anflanscht.

Die Wera Zyklop. Eigentlich eine prima Idee mit dem Kardanisch schwenkbaren Kopf (gibts auch von anderen Herstellern, aber nicht in dieser Perfektion)
Blöd ist aber dass der Kopf dadurch unglaublich klobig wird.
Und es lassen sich nur die Positionen 0°, 90° und 15° einstellen. Zwischen 0° und 15° zieht sie sich selbst in eine der beiden Stellungen und zwischen 15 und 90° blockiert der Raststift die Umschalträndelscheibe. Umschalten mit Handschuhen oder öligen Fingern ist Tricky, gleichzeitig schaltet sie aber auch mal selbsttätig um, wenn das Rändelrad wo anliegt. Vom Griff und der Funktion her scheint sie eher Richtung Ratschenschraubenzieher optimiert zu sein, dabei versperrt der Klobige Kopf aber die sicht auf die Schraube. Dazu ist das ganze relativ schmutzanfällig und schlecht zu reinigen. Ich würde hier eher zu einer normalen (evtl. abwinkelbaren) Ratsche + einem Ratschenschraubendreher raten statt dieser Möchtegerneierlegendewollmilchsau. Nichtsdestotrotz hat dieses Gerät aber ansonsten viele Freunde. Mich konnte sie leider nicht überzeugen.



T-Griff Ratschen. Mögen sicher ganz praktisch sein, aber imo eher ein nettes Gimmick statt notwendig. Daher hab ich keine.

Und noch Kompakter: Handratschen
Nett an engen Stellen, aber mit etwas Geschick und Zeit kann man auch drauf verzichten.


Und ums Komplett zu machen auch noch eine Kurze Betrachtung von Drehmoment"schlüsseln"

Da gibt es im Grunde 4 Bauweisen.

Einmal sehr gebräuchlich als Ratsche mit Durchsteckvierkant (oberes Bild). Dieses irgendwie archaische System ist eigentlich völlig ausreichend. Da man diese Werkzeuge ohnehin nur dazu verwenden sollte um Schrauben auf Drehmoment fest zu ziehen muss man nur dann umstecken, wenn man mal ein Linksgewinde hat.

Als nächstes gibts die mit normalem Ratschenkopf mit Umschalter. Da man hier zwar die Drehrichtung umschalten kann, aber die Drehmomentmessung nur im Rechtslauf funktioniert ist das imo eine Fehlkonstruktion. Da es am Auto auch mal Linksgewinde hat, sind sie für uns jedenfalls untauglich. 

Desweiteren gibts welche mit 9x12 bzw. 14x18mm Einsteckkopf (unteres Bild). Bei Linksgewinden kann man hier den Griff einfach andersherum aufstecken und den Kopf umschalten. Für die Köpfe gibt es auch Griffstücke ohne Drehmomentfunktion, so dass man eine normale Ratsche hat, und man kann den Kopf auch prima als Handratsche einsetzen. Größter Vorteil ist aber, dass es auch andere Aufsätze gibt. z.B. Maulschlüssel, offene Ringschlüssel, Bitaufsätze oder Anschweissstücke um sich was eigenes zu basteln. Man kann also wirklich alles damit machen.

Für die Normalen Drehmomentschlüssel gibts da zwar sog. Krähenfussschlüssel, aber man verändert dadurch den Drehpunkt, so dass man für die Drehmomenteinstellung rechnen muss. Bei den Einsteckköpfen ist der Abstand vom Vierkant zum Drehpunkt genormt, da kann man auch bunt die Hersteller mischen. Das macht den Mehrpreis (der inzwischen auch im Rahmen ist) durchaus verschmerzbar.


Und als letzte Variante die Aluminium Profiliga ganz ohne Ratschenfunktion. Prima im harten Werkstattalltag, weil sie keiner freiwillig als Ratsche missbraucht, es schwierig ist, sie flapsig einzustellen und die Dinger fast unzerstörbar sind. Aber als privat genutztes Werkzeug wohl etwas übertrieben.




So, welches Werkzeug kann ich also empfehlen? Keines, weil ich schlicht nicht weiss, wo Eure Prioritäten liegen. Und da Anfänger das auch selbst nicht wissen (können) ist eine Empfehlung unmöglich. Ich hoffe, ich hab ein paar vernünftige Anmerkungen gemacht, um Eure Eigeneinschätzung etwas zu verbessern. Vielleicht passt auch einer der von mir als sehr interessant erachteten Kästen für den ein oder anderen, das würde mich freuen. Aber ich werde mich Hüten hier explizite Kaufberatungen zu geben, denn ich möchte nicht Schuld sein, wenn Ihr mit EURER Wahl hinterher unzufrieden seid. Tip: am besten als Lehrgeld betrachten, da mussten wir alle durch.






































1 Kommentar:

  1. Hallo,

    danke für den guten Beitrag! Ich habe einiges gelernt und mich in vielen Punkten wiedergefunden. Angefangen habe ich mit zwei Kästen 1/4 und 1/2 Zoll, ich glaube von Format. Hält jetzt locker 25 Jahre. Nachteil am 1/2"-Kasten, dass ein paar Nussgrößen fehlen. Citroën hat viel 16 und 18 mm, die habe ich separat gekauft. Außerdem eine Handvoll Ring- und Maulschlüssel.

    Für enge Stellen halte ich eine Drehgriffratsche für unerlässlich. Zumindest in 1/4 Zoll benutze ich sie oft. Die Wera Zyklop-Ratsche erscheint mit auch sehr praktisch, weil man durch das Schwenken zwischen Kraft und Geschwindigkeit wählen kann. Meistens bin ich aber zu faul, sie aus der Schublade zu holen und nehme die Standardratsche aus dem 1/4-Kasten, der sowieso neben mir liegt.

    Eine schöne Erweiterung war der Proxxon-Satz 23290 für Außen- und Innentorx und Innensechskant. Leider ein Plastikkasten.

    Und irgendwann wurden Langnüsse notwendig. Auch da hat Proxxon einen schönen und recht vollständigen Ergänzungskasten mit Nüssen für 1/4 und 1/2". Der Kasten ist leider aus Plastik. Letzte Ergänzung war ein XZN-Satz (wieder Proxxon, weil als reiner Nusskasten erhältlich, ohne Verlängerungen, Ratschen etc.).

    Weil meine Autos viele hydraulische Leitungen in unterschiedlichen Größen haben, habe ich mir neben einem einfachen Satz Bremsleitungsschlüssel (BGS) einen Satz Ratschen-Bremsleitungsschlüssel geleistet. Mit rund 100 € kein Schnäppchen, aber für meine Zwecke ein großer Komfortgewinn. Und wenn wir von Komfort sprechen, zuletzt kam ein Satz Ring-Ratschenschlüssel hinzu. Ich habe wieder Proxxon gekauft, weil diese Firma einen vollständigen Satz anbietet, von 8 bis 19 mm. Diese Ratschen sind etwas klobiger als die von den Premium-Herstellern, damit kann ich leben. Ob ich angesichts der Ring-Ratschenschlüssel noch einen Satz mit Durchsteckratsche "brauche", da überlege ich noch. Der empfohlene Bahco-Kasten jedenfalls gefällt mir gut.

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